Mit fairem Gold arbeiten

Ein Überblick für alle interessierten Kolleg*innen

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Mit fairem Gold arbeiten kann erst mal jeder. Es ist keine Zertifizierung oder Partnerschaft notwendig, um faires Gold oder Silber zu bearbeiten und zu verkaufen. Wer trotzdem, so wie ich gerne ein Lizenzpartner für Fairtrade und Fairmined werden möchte, kann hier erfahren, wie das funktioniert.

Ich hatte zuerst nach und nach mehr faires Gold in mein Portfolio aufgenommen, mich dann nach einigen Monaten als Fairmined-Partnerin lizensieren lassen und ein Jahr später auch als Fairtrade-Partnerin. Ich hatte mir damals gewünscht, irgendwo nachlesen zu können, wie das alles abläuft und was ich eigentlich alles umstellen muss. Da ich es nun kenne, wollte ich dieses Wissen gerne weitergeben, um es vielleicht jemand Anderem leichter zu machen.

 

Der Anfang ..

ist leicht. Denn wie eingangs beschrieben, darf wirklich jede*r Goldschmied*in faires Gold kaufen. Ich bestellte mir Blech und Draht bei Fairever und machte daraus meine ersten Stücke, die ich unter dem Namen "faires Gold" beworben hatte. Das Team von Fairever war für mich der erste und beste Ansprechpartner für meine anfänglichen Fragen. Spezifischeres besprach ich mit Fairtrade selbst. Zum Beispiel durfte ich noch keine Fairtrade Punze neben meiner benutzen.

Für mich war hilfreich und notwendig, von Anfang an sämtliches Gold getrennt aufzubewahren. Jede Herkunftsart hat ihren eigenen Platz und ihre Beschriftung. Da ich von Auftrag zu Auftrag arbeite und kein großes Lager habe, fällt mir das Gott sei Dank nicht schwer.

 

Mein nächster Schritt: Die Fairmined Partnerschaft


Um Fairmined-Partner*in zu werden, gibt es einen strukturierten Prozess, der von der Organisation Alliance for Responsible Mining (ARM) verwaltet wird. Fairmined ist ein Zertifizierungsstandard für verantwortungsvoll produziertes Gold aus Kleinbergbau und unterstützt nachhaltige und faire Lieferketten.

Kontaktaufnahme: Ich habe über die Webseite von Fairmined den ersten Kontakt aufgenommen. Dort gibt es sogar ein Kontaktformular, über das man sich einfach anmelden kann. Daraufhin hatte ich einen direkten Ansprechpartner von Fairmined aus Kolumbien, der mich durch den Prozess geführt hatte und auch heute noch ein hilfreicher und netter Kontakt ist. Die Organisation stellte mir Details zu den Standards, zu Anforderungen und zu möglichen Partnerschaftsmodellen zur Verfügung.

Voraussetzungen prüfen: Natürlich musste auch meine Relevanz geprüft werden. Fairmined richtet sich an Unternehmen, die in der Lieferkette von Gold tätig sind – z. B. Schmuckhersteller, Goldhändler, Raffinerien oder Designer. Und das Unternehmen sollte sich für eine nachhaltige, transparente und ethische Lieferkette einsetzen.

Der Fairmined-Lizenzvertrag: Um Fairmined-Produkte als Lizenzpartner zu nutzen oder zu verkaufen, benötigen man eine Lizenz. Diese regelt, wie das Fairmined-Gold verwendet, gekennzeichnet und beworben wird. Dabei fallen Lizenzgebühren an, die die Organisation unterstützen und die Fairmined-Initiativen finanzieren.


Unterstützung: Besonders hilfreich war für mich der Zugriff auf eine Datenplattform mit sämtlichen Materialien. Ich konnte mir so z.B. Bildmaterial für die Webseite oder Zeritfizierungsunterlagen beziehen.

Einhaltung der Standards durch Audits und Berichterstattung: Als Partnerin muss ich sicherstellen, dass meine Lieferkette und meine Arbeit den Fairmined-Standards entspricht. Dafür mache ich ein eigenes Audit und dokumentiere über die Fairmined Seite wieviel Gold und Silber, ich jährlich kaufe. Tatsächlich ist alles so automatisiert, dass ich es lediglich überprüfen und bestätigen muss.

Nutzen der Marke: Als offizielle Partnerin darf ich das Fairmined-Logo in meiner Kommunikation benutzen z.B. auf der Webseite oder auch als Punze in meinem Schmuck.

 

Mein finaler Schritt: Die FAIRTRADE Partnerschaft

Auch für die Fairtrade Partnerschaft gibt es einen festen Prozess. Dieser ist etwas umfangreicher als die Standards von Fairmined. Fairtrade-Gold steht für eine nachhaltige Zukunft des kleingewerblichen Goldbergbaus, der Bergarbeiter und ihrer Familien und Gemeinschaften.

Kontaktaufnahme: Auch auf der Fairtrade Webseite gibt es die Möglichkeit, einen ersten Kontakt aufzunehmen. Innerhalb von Fairtrade wiederum gibt es verschiedene Ansprechpartner zum Thema Gold, Hilfe mit der Plattform usw.

Voraussetzungen für die Partnerschaft: Als Goldschmiedin konnte ich Fairtrade-Partnerin werden, indem ich mich dazu verpflichtete, Fairtrade-zertifiziertes Gold zu beziehen und dabei die Fairtrade-Standards einzuhalten. Dazu zählen:
Der Einkauf von Fairtrade-Gold über zugelassene Händler sowie die Transparenz bei der Produktkennzeichnung und -rückverfolgbarkeit.

Zusammenarbeit mit FLOCERT: Anders als bei der Fairmined Partnerschaft gibt es für die Fairtrade Zertifizierung eine unabhängige Organisation namens FLOCERT, die die Fairtrade-Zertifizierung und -Kontrolle durchführt. Als Goldschmiedin beantragte ich die Zertifizierung über FLOCERT, während ich gleichzeitig auch mit Fairtrade in Kontakt stand, die mir während des Prozesses weitergeholfen haben.

Auch bei Fairtrade fallen Lizenzgebühren an: Diese sind abhängig von der Menge des verkauften Fairtrade-Golds und werden regelmäßig abgerechnet. Zusätzlich gibt es Audit-Kosten: Diese fielen für die Prüfung meines an und variieren je nach Unternehmensgröße und Standort. Die Gebühren sind in der Regel vor oder während der jeweiligen Audits und nach der Lizenzvereinbarung fällig.

Die Audits durch FLOCERT sind ein zentraler Bestandteil, um die Einhaltung der Standards zu überprüfen. Es gibt ein Erstaudit, nach der Registrierung findet eine erste Prüfung statt, in der Ihr Betrieb analysiert wird und regelmäßige Folgeaudits. Diese erfolgen in festgelegten Zeiträumen, um die kontinuierliche Einhaltung zu gewährleisten.

Dokumentation: Ich führe Aufzeichnungen über Einkauf, Produktion und Verkauf von Fairtrade-Gold, die während der Audits geprüft werden. Außerdem pflege ich nach jedem dem Quartal die Menge an Fairtrade Gold ein.

Vorteile der Partnerschaft: Durch die Partnerschaft mit Fairtrade fördere ich nicht nur nachhaltige und faire Lieferketten, sondern kann auch mit dem Fairtrade-Siegel werben, das bei Kunden Vertrauen schafft.

Mein Fazit

Die Partnerschaften mit Fairmined und Fairtrade involvieren eine Menge Dokumente, die aber, so wurde mir beim Lesen klar notwendig sind, um die Standards einzuhalten. Häufig hat mir aber auch ein kurzes Gespräch mit meinen Ansprechpartner*innen geholfen, um mich zurechtzufinden. Inzwischen läuft alles recht eigenständig. Auch Erinnerungs-Emails gibt es, sollte ich mal etwas in der Dokumentation vergessen haben. Ich finde es besonders schön, dass ich spüre, dass alle Beteiligten an die gemeinsame "gute Sache" glauben und entsprechend motiviert und unterstützend sind. Ich habe dadurch tolle neue Menschen kennengelernt. Persönlich freue ich mich, dass viele meiner Kunden aufgrund des fairen Goldes zu mir in den Laden kommen.

 

Weiterführende Firmen und Links: 

Fairever, Leipzig: Verkaufen Gold und Silber von Fairtrade und Fairmined als Granalien oder als Halbzeuge www.fairever.gold

HCF Merkle, Hamburg: Trauringmanufaktur mit Ringen aus Fairtrade und Fairmined Gold www.hcf-merkle.de

Kalman Hafner, Pforzheim: Zertifizierte Gießerei für Fairtrade und Fairmined Gold und Silber www.kalmanhafner.com

Fairmined: www.fairmined.org

Flocert: www.flocert.net

Sollten hier noch Information fehlen, wendet euch gerne an mich, unter: