Vor ein paar Tagen hatte ich das Privileg, den Labordiamanten bei Nevermined in Essen beim Wachsen zuzuschauen.
Mein Morgen begann etwas getrübt, nachdem direkt mein erster von vier Zügen ausfiel. Gott sei Dank konnte ich nach einer Stunde in einen Anderen einsteigen, und ab da begann mein Tag glänzender zu werden.
Bei Nevermined angekommen, betrat ich das Gebäude über eine hölzerne Brücke, die mich in ein gläsernes Gebäude führte. Nach einem netten Empfang und einem kurzen Erfahrungsaustausch über die Deutsche Bahn startete unsere Tour. Begleitet wurde ich von drei Mitarbeiter*innen, aus verschiedenen Abteilungen. So konnte immer mindestens eine Person meine Fragen beantworten.
Das Labor, das tatsächlich eher als Halle bezeichnet werden sollte, wird von zwei Doktoren geleitet (Fotos konnte ich leider keine machen, da der Aufbau noch nicht fertig ist). Währen auf der einen Seite der Halle noch gebohrt und geschraubt wurde, liefen auf der anderen Seite schon die Maschinen. Ich bin mir gar nicht sicher, wie ich sie nennen soll. Maschinen? Öfen? Oder Anzuchtstationen? Jedenfalls werden sie, ganz löblich, aus erneuerbaren Energien gespeist.
Nun wird es heiß: Um darin Diamanten zu Züchten, braucht man einen "Saat-Diamanten" und 900 Grad Celsius. Über eine Düse werden gespaltene Kohlestoffatome über den Diamant gestäubt, "Vapor". Diese gehen dann Atom für Atom eine Verbindung ein, und der Diamant wächst, um es mit meinem Verständnis und ganz einfach auszudrücken. In die kleinen Fenster gelinst, konnte ich nicht sehen, dass sich an den Diamanten etwas veränderte. Denn, es dauert mindestens zwei Wochen, bis eine kleine, nutzbare Menge herangewachsen ist. Wie bei einer kleinen Blume vielleicht.
Ähnlich, wie bei Diamanten, die unter der Erde gewachsen sind, sind auch diese kleinen funkelnden Schätze alle etwas unterschiedlich. Die Form, eventuelle Einschlüsse und Verfärbungen werden bestimmen welche Schliffform und welche Größe ein geschliffener Stein haben kann. Interessant wird es auch bei den farbigen Varianten. Durch Zugabe von einigen wenigen Atomen von z.B. Silizium oder Bor kann man gelbe, orange, blaue und grüne Diamten züchten. Nur um ein paar Farben zu nennen, es gibt viele tolle Nuancen. Auch entstehen Farbzentren im Rohdiamant, nicht überall ist die Farbe gleichstark vertreten.
Ich finde die Vorstellung sehr spannend, nie genau zu wissen, wie sich der Diamant entwickelt und so jeder Stein am Ende ein Unikat wird.
Nachdem für einen Rohstein festgelegt wurde, welche Steinformen und -größen ihm innenliegen (da hilft ein ganz cleverer Computer mit 3D Ansicht) werden sie in Deutschland oder in Antwerpen geschliffen, und nicht wie der Großteil aller Diamanten und Labordiamanten in Indien.
Am Ende meiner Tour kam die Schau der geschliffenen Diamanten. Die fancy (farbigen) Labordiamanten haben es mir angetan. Sie haben so eine tolle Farbtiefe und Brillianz und funkeln in so vielen Tönen zurück, am liebsten hätte ich sie alle mitgenommen. Auch einige farblose Steine mit ein paar neue Schliffarten möchte ich zukünftig mit aufnehmen, sie haben so um die Wette gefunkelt! Dieses mal nahm ich mir einen fancy Grey Labordiamant mit, der perfekt in meinen neue Ring passte. (Bild)
Meine Rückreise verlief selig. Dass der Zug ein paar Minuten zu spät und sehr voll war, störte mich nun auch nicht mehr. Denn ich sinnte dem heute Erlebten, Gelernten und Gezaubertem nach.